Bayerische Waldbauernschule

Kelheim, Germany
Photo © Dietmar Strauß
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Architects
Dollmann + Partner
Location
Goldbergstraße 10, 93309 Kelheim, Germany
Year
2003

Die Landschaft
Die Waldbauernschule entwickelt sich entlang der südlichen Hangkante zum Donautal. Sie unterstreicht zusammen mit dem alten Internatsgebäude das topographische landschaftsräumliche Gefüge des Bergrückens als Landkeil zwischen Altmühl und Donautal. Der Hofbereich der ursprünglichen Anlage schwächte die prägnante Situation und störte die topographisch räumliche Situation der Waldlichtung. Die bestehenden Gebäude wurden nach Erstellen der neuen Schule abgerissen. Der natürliche Geländeverlauf wurde wieder hergestellt. Das neue Ensemble d.h. das historische Internatsgebäude und der flache langgestreckte Baukörper greifen die gesamte Ausdehnung der Waldlichtung auf und fassen die Lichtung räumlich mit einer langgestreckten großen Geste – durch das historische Internatsgebäude pointiert – zum „Goldbergareal“. Unter einem einzigen langgestreckten Dach sind die vielfältigen Funktionen der neuen Schule vereint.

Der Hof
Die leichte Verschränkung um ca. 5° vom historischen Internatsgebäude zum Neubau, aus dem natürlichen Verlauf der Höhenlinien heraus abgeleitet, bildet auf natürliche Weise den Hofraum. Der Hofraum erschließt alle Nutzungsbereiche in allen Ebenen. Ein offener Durchgang verknüpft an alter Stelle die Aussenverbindung zum Südhang (Waldlehrpfad) und damit zum Hanggeschoss.

Das Gebäude
Der Hauptzugang liegt an der räumlichen Achse des Hofraums, an der Nahtstelle vom bestehenden zum neuen Gebäude. Aus diesem Bindeglied oder auch Zwischenbau werden unter Ausnutzung der Topographie Unterkunft, Freizeit und Sporträume erschlossen. Seminar-, Verpflegungs-, und Verwaltungsbereich sind vom Foyer im Zwischenbau aus erreichbar. Die Anlage ist behindertengerecht - aus der Topographie heraus entwickelte Niveausprünge werden über Rampen sichergestellt.

Konstruktion und Material
Das Gebäude ist durchgehend als elementierter Holzrahmenbau konzipiert. Der Werkstoff Holz wird authentisch ohne Nachbehandlung verwendet. Eingesetzt wurden OSB-Platten, Brettstapelelemente, Vollholz, Siebdruckplatten, kesseldruckimprägniertes Kerto und Lärchenholz im bewitterten Aussenbereich. Der Holzbau stellt die Vorfertigungsmöglichkeiten, sowie die bauphysikalischen Anpassung an die Anforderungen der unterschiedlichsten Nutzungsbereiche unter Beweis. Der Einsatz von vorgefertigten Elementen verkürzen die Bauzeit, den Einsatz vor Ort und senken die Kosten. Die Anforderungen an Wärme-, Schallschutz oder auch die Oberflächenqualitäten und damit auch die Ausbaustandards lassen sich optimal ohne den Verlust eines gestalterischen und konstruktiven Systems an die vielfältigen Nutzungen – Internat, Seminar, Werkstatt, Lager, Verpflegung, Freizeit – anpassen.

Das Foyer, die Brandwand und das Verbindungsdach wird in Sichtbeton formuliert.
Diese Bauteile sind nicht brennbar und z.T. als Brandwand gemäß den Brandschutzbestimmungen auszuführen und somit notwendiger Bestandteil eines Holzbaues dieser Größe. Dieser symbiotische Zusammenhang zwischen Holz und Beton wird nicht überspielt durch Bekleidungen, sondern nachvollziehbar thematisiert.

Die Konstruktion der Hülle schafft die Voraussetzung für eine Schichtung mit hierarchischer statischer Ästhetik. Die Hülle ordnet die Materialflächen und schafft eine körperliche Einheit. Das System baut auf einer klaren Erlebbarkeit der funktionalen Einheiten, der Schichtenfolge von der umschließenden Hülle und der konstruktiven Füllung.

Das Internatsgebäude als Massivbau stellt das historische Pendant zu dem Holzbau.

Die Fassaden des Neubaues stellten höchste Anforderungen an die Herstellung. Flächenbündig formulieren die Werkstoffe Holz, Glas, Beton und Metall, die Hülle des Gebäudes. Die Gestalt der Außenwand beruht auf einem additiven Konzept. Ähnlich einer Obduktion öffnen die Glasbänder die Hüllfläche und legen die Konstruktion des Holzbaues frei.

Das Farb- und Materialkonzept baut auf dem Prinzip des Kontrastes auf.
Das vielfältige Naturfarbspiel der glatten OSB Wände stehen im Kontrast zu den sägerauen Brettstapeldecken, den abgehängten Decken aus spiegelglatten rotschwarzen Siebdruckplatten und den dunklen Linoleumböden und den Sichtbeton Wänden und Böden. Edelstahl und verzinkte Materialien im Bereich der Treppen oder Sonderbauteilen ergänzen das Konzept der Gegensätze.

Der Einsatz authentischer Materialität in den Baustoffen Holz, Beton und Stahl mit Ihren natürlichen materialeigenen kontrastierenden Oberflächen, hell und dunkel, warm und kalt, rau und glatt, führt zur Ästetezierung des Holzes. Das Konzept sieht den Baustoff Holz nicht als Dogma. Es stellt den Baustoff Holz in den Mittelpunkt und demonstriert die zeitgenössische Fügung mit aus dem Bauvorhaben entwickelten Anforderungen von Konstruktion und Material. Nicht zuletzt stellt das Gebäude beim Nutzer den Waldbauern die vorgefasste Meinung eines traditionellen bayrischen Holzhauses kritisch in Frage.

Wettbewerb
1. Preis 12|1999

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